Hans-Christian Deter (Hrsg): Die Arzt-Patient-Beziehung in der modernen Medizin

نویسنده

  • Wilhelm Rimpau
چکیده

Der Herausgeber hat sich und uns anlässlich seiner Emeritierung als Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeinmedizin, Naturheilkunde, Psychosomatik und Psychotherapie an der Charité – Campus Benjamin Franklin in Berlin ein besonderes Geschenk gemacht. Ausgehend von einem Symposium zum 30-jährigen Bestehens der Psychosomatik am Benjamin Franklin Klinikum 2009 versammelt Deter hier 40 Autoren, die gemäß dem Vorwort des Präsidenten der Ärztekammer Berlin Günther Jonitz die Frage beantworten, welchen Stellenwert die Interaktion zwischen Arzt und Patient hat. „Dasmächtigste therapeutische Werkzeug, das Sie jemals haben werden, ist Ihre eigene Persönlichkeit“. Dieser Satz David Sackets, des Stammvaters der evidenzbasiertenMedizin, gliedert Jonitz in vier Themenfelder, die es zu bearbeiten gelte: die „Narrative Medizin“, in der der Arzt lernt die Geschichte des Kranken zu verstehen, die „Medizinische Geisteswissenschaft“, die mit Hilfe fachübergreifender Gesichtspunkte aus Kunst, Literatur, Geschichte, Religion (nicht doch auch Philosophie?) dem Mediziner helfen, besser auf den Patienten einzugehen, die „Health Literacy“ als Methode, wissenschaftliche Aussagen besser auswerten zu können und das Modell des „Shared DecisionMaking“, in demmedizinische Entscheidungsfindung auf partnerschaftlicher Arzt-Patient-Beziehung beruht. Diese Themen und auch der Buchtitel verweisen auf die „moderne Medizin“. Es mag dem Zeitgeist entsprechen, auf eine Literatur zu verweisen, die nicht älter als 10 Jahre ist und damit zu unterstellen, dass frühere Forschungsergebnisse und Literatur einer vorwissenschaftlichen Zeit entspringen. Dass dem nicht so ist, zeigen Deters Einleitung mit Verweis auf Michael Balint und die vier Beiträge, die „die Arzt-Patient-Beziehung in der Kontinuität und Wandel“ darstellen. Der kurze Aufsatz von D. Janz ist hier besonders eindrücklich, wenn er „das pathische Pentagramm von Viktor von Weizsäcker als Grundlage eines Verständnisses der Arzt-Patienten-Beziehung“ in Erinnerung ruft, welches eine Haltung ausdrückt, die Bedingung für Compliance, besser noch Adherence und damit für „Shared Decision Making“ ist. „Die partizipative Entscheidungsfindung“ wird von einer Heidelberger Gruppe als „neue Form der Arzt-Patient-Beziehung“ angekündigt. Ist sie neu? Es ist eindrucksvoll mit zu vollziehen, dass sich nun ein „Forschungsfeld der Arzt-Patient-Interaktion“ auftut. 2001 haben die Protagonisten einer Reform der Medizin und der Ausbildung zum Arzt die wichtigsten Folgerungen aus der Erfahrung des 20. für das 21. Jahrhundert in dieser Zeitschrift formulierten. (H.G. Pauli, K.L. White, I.R. McWhinney [1]). Es ist reizvoll, „Medizinische Ausbildung, Forschung und wissenschaftliches Denken im 21. Jahrhundert“ in Beziehung zu setzen zu den in Deters Buch versammelten Hypothesen und Schlussfolgerungen, die nun VertreterInnen der Psychosomatik, Psychotherapie, InnerenMedizin, Orthopädie, Arbeitsmedizin, Neurologie, Psychiatrie, Allgemeinmedizin, Psychologie, Sozialmedizin, Medizingeschichte, Studiendekanate, aber auch Ernährungsberatung, Physiotherapie, Gestaltungstherapie und eine Patientin erlebt, beforscht, erfahren, reflektiert und erkannt haben. Die Einseitigkeit naturwissenschaftlich orientierter Medizin fand (und findet) ihre Begründung im linearen Ursache-Wirkungs-Modell seit Descartes und Newton und formuliert sich bis heute als monokausales und reduktionistisches biomedizinisches Paradigma – ein „Glaubenssystem“ [2]. Thomas S. Kuhns weltweit anerkannte Analyse besagt, dass die Wissenschaft zu jeder Zeit irgendwelchen Paradigmata unterworfen ist, die sich üblicherweise verändern. Die Medizin hat das wegen der außerordentlichen Erfolge dieses etablierten Paradigmas nicht erreicht. Neben die „harten“ werden „weiche“ Wissenschaften gestellt und marginalisiert. Krankheit bleibt „versachlicht“. Eine höchst produktive biomechanische Entwicklung hat alle Aspekte der medizinischen Forschung, Ausbildung und Versorgung dominiert. Die Auflehnung gegen den etablierten Reduktionismus geschieht heute durch „Philosophierung“, wenn „alternative Medizin“ die „Schulmedizin“ erweitern will. Oder Philosophierung dadurch, wenn Hochleistungsmedizin und Menschlichkeit ohne Widerspruch zu verwirklichen sei und Menschlichkeit hier eine humanistische

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عنوان ژورنال:

دوره 28  شماره 

صفحات  -

تاریخ انتشار 2011